Die aktuellen Kiezdeutsch-News, Lan:

Die letzten Tage war die Kiezdeutsch-Gruppe in den Berliner Bezirken Wedding und Kreuzberg unterwegs. Die Jugendlichen aus diesen Bezirken hatten überraschenderweise keine Probleme auf Hochdeutsch zu sprechen, jedoch sprachen viele der Befragten mit seltsamen Akzenten. Insgesamt war der Sprachgebrauch der Jugendlichen aus den Kiezregionen nicht schlecht. Derzeit besuchen sie den Bezirk Neukölln und befragen die Jugendlichen dort. In den Telefonaten mit den Projektteilnehmer*innen haben wir keine sprachlichen Auffälligkeiten bemerkt. Trotzdem schließen wir nicht aus, dass Kiezdeutsch sich am Wald-Gymnasium als zweite Fremdsprache durchsetzen wird 😉

Auszug aus dem Telefonat mit meinem Kontaktmann Rafael:

Ich: Hey Rafael, mein Bruder, alles klar? Ich hab keine Ahnung, was ich in meinen Bericht schreiben soll. Hast du ein paar Informationen für mich?

Rafael: YOOOOOO! Bruder, was geht? Ja, wir waren vorgestern in Wedding und gestern in Kreuzberg. Momentan sind wir in Neukölln und haben schon ein paar Leute befragt.

Ich: Und, können die auch Hochdeutsch sprechen oder sind die genauso **** wie unsere Klasse?

Rafael: Die können ohne Probleme Hochdeutsch reden.

Ich: Ok. Rafa Abi, ich küss’ dein Herz Bruda, jetzt weiß ich, was ich schreiben kann. **** ich rede ja auch fast Kiezdeutsch! Ich muss jetzt auflegen, sonst killt mich mein Deutschlehrer.

Rafael: Yo, bis dann!

Wichtige Anmerkung der Projektleitung „Kiezdeutsch“.

„Rafa“ und der Interviewer sprechen hier eigentlich kein reines Kiezdeutsch. Dieser Soziolekt ist nicht zu verwechseln mit den verschiedenen jugendsprachlichen Stilen, diese unsere Waldschüler*innen auch gerne und viel verwenden.

Tatsächlich hatte das Projekt „Kiezdeutsch“ einen wissenschaftlichen Anspruch:

„Im Rahmen einer empirischen Ministudie haben wir die situationsabhängige (formell/informell) Nutzung von Hochdeutsch bei kiezdeutschsprechenden Jugendlichen in den Kiezregionen Wedding, Kreuzberg, Neukölln untersucht.

Dabei zeigten die Projektteilnehmer/innen den Probanden eine Abbildung eines fiktiven Unfalls, welchen die Probanden als „Zeugen“ zunächst in der informellen (einem Freund) und anschließend in der formellen Situation (einem Polizeibeamten) beschreiben sollten.

Die Tonaufnahmen wurden dann ausgewertet.“

Weitere Informationen finden Sie z. B. hier bei der Bundeszentrale für politische Bildung.